Jahresende leicht nachgegeben haben und die Hilfspakete der
Bundesregierung die Belastungen der Privathaushalte und
Unternehmen mildern. Die Bundesregierung hat deshalb in
ihrem Jahreswirtschaftsbericht die Prognose für das Wachs-
tum des Bruttoinlandsprodukts auf 0,2 Prozent angehoben.
Für 2024 rechnet sie mit einem Wachstum von 1,8Prozent.
Bei den Bauinvestitionen wird von den Konjunkturexperten
für 2023 ein Rückgang erwartet, da die Auftragseingänge
gesunken und Stornierungen gestiegen sind. Die Inflation wird
weiter hoch sein, aber nicht mehr das Niveau des Jahres 2022
erreichen. Für den Arbeitsmarkt wird eine robuste Entwicklung
bei steigenden Löhnen vorhergesagt.
Die gestiegenen Zinsen sorgen weiterhin für eine restriktive
Geldpolitik der Notenbanken. Erwartet werden weitere Erhö-
hungen der Leitzinsen. Die US-amerikanische Notenbank wird
voraussichtlich kleinere Zinsschritte von 0,25 Prozentpunkten
unternehmen, bis zu einem Zinsniveau von 5,0 Prozent. Eine
erste Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte nahm die Fed
bereits am 1. Februar 2023 vor. Die EZB hob einen Tag darauf
den Hauptrefinanzierungssatz um 0,5 Prozentpunkte auf
3,0Prozent an. Aufgrund der hohen Inflationsraten wird mit
einer weiteren Zinserhöhung auf 3,5 Prozent noch im Früh-
jahr 2023 gerechnet.
Für Anfang März hat die EZB eine Bestandsreduzierung des
Asset Purchase Programme (APP) in Höhe von ca. 15 Mrd. Euro
monatlich durch Nichtanlage fälliger Wertpapiere beschlossen.
Im zweiten Halbjahr wird die EZB über eine weitere Reduzie-
rung der Wiederanlage fälliger Wertpapiere entscheiden
unddamit gegebenenfalls einen schnelleren Bestandsabbau
einleiten.
Für den Devisenmarkt wird eine leicht positive Entwicklung
des Euro im Vergleich zum US-Dollar prognostiziert, da die Fed
langsamere Zinsschritte angekündigt hat und von der EZB
stärkere Zinserhöhungen erwartet werden. Das Britische
Pfund kann sich gegenüber dem Euro weiter etwas schwä-
cher entwickeln, da die ohnehin verhaltenen konjunkturellen
Perspektiven zusätzlich durch die anhaltenden Folgen des
Brexits belastet werden. Für den Schweizer Franken rechnen
wir im Jahr 2023 nur mit geringen Schwankungen und leicht
rückläufigen Kursen zum Euro.
Die Refinanzierungsspreads für Banken dürften durch die
schnellere Rückführung der TLTRO-Tender und die Reduzie-
rung der Wertpapierkäufe bzw. den Bestands abbau durch die
EZB unter Druck geraten. Die Überliquidität am Geldmarkt
sollte sich 2023 deutlich reduzieren und könnte die Markt-
sätze etwas fester notieren lassen.
Für die Covered-Bond-Märkte wird eine weiterhin rege Emis-
sionstätigkeit vorhergesagt, insbesondere da Rückführungen
der TLTRO-Tender stattfinden werden. Covered Bonds, die
bisher zum Teil über das günstige Tender-Programm der EZB
refinanziert wurden, werden somit wieder verstärkt über
öffentliche Deals emittiert. Weitere Spreadausweitungen sind
deshalb möglich. Die Nachfrage nach Covered Bonds wird
zudem weiter durch das Ankaufprogramm CBPP3 gestützt,
jedoch in geringerem Umfang als in den Vorjahren, da nur
noch Fälligkeiten von der EZB reinvestiert werden. Prognos-
tiziert wird für 2023 ein Neuemissionsvolumen an Euro-
Benchmark-Covered-Bonds in Höhe von 175 Mrd. Euro.
Immobilien- und Immobilienfinanzierungsmärkte
Höhere Zinsen und das schwächere Wirtschaftswachstum
werden auch 2023 die Rahmenbedingungen an den Immo-
bilienmärkten prägen und das Verhalten der Kunden und
Investoren beeinflussen. Die daraus resultierenden Unsicher-
heiten an den Investmentmärkten werden sich in weiterhin
schwierigen Preisfindungsprozessen niederschlagen. Somit ist
mit einem im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Transaktions-
volumen sowohl bei Wohn- als auch Gewerbeimmobilien zu
rechnen. Zu einer Belebung des Transaktionsgeschehens kann
es frühestens Mitte 2023 kommen. Die Voraussetzung dabei
ist, dass Finanzierungskosten und Margen sowohl für Käufer
als auch Verkäufer wieder verlässlicher kalkulierbar werden.
Da sich Investoren noch stärker auf energieeffizienteGebäude
fokussieren werden, ist eine unterschiedliche Preisentwicklung
nach Objektqualität zu erwarten. Dies bedeutet, dass über-
wiegend energieintensive Wohn- und Gewerbeimmobilien
von Preisrückgängen betroffen sein werden.
Die Wohnimmobilienmärkte in unseren Zielländern Deutsch-
land, Schweiz und Österreich zeichnen sich nach wie vor durch
ein knappes Angebot aus. Das wird auf den Mietwohnungs-
märkten zu weiter deutlichen Preissteigerungen führen. Diese
Situation wird durch eine rückläufige Neubautätigkeit und
neue regulatorische Vorgaben verschärft. Strengere Mindest-
vorgaben an das Eigenkapital und die Kreditbelastungsquote
bei der Kreditvergabe in Österreich sowie der antizyklische
Kapitalpuffer und der sektorale Systemrisikopuffer für Wohn-
immobilienfinanzierungen, der in Deutschland seit Februar
2023 gilt, werden den Eigentumserwerb für zahlreiche Haus-
halte erschweren.
Uneinigkeit besteht bei den Experten hinsichtlich der weiteren
Entwicklung der Kaufpreise bei selbst genutztem Wohneigen-
tum und Mehrfamilienhäusern. Ein eindeutiger Trend wird
frühestens im zweiten Halbjahr 2023 erwartet, sodass bis zu
diesem Zeitpunkt auch die Nachfrage bei institutionellen
Investoren verhalten sein dürfte.
Die Einschätzungen für die Perspektiven auf den gewerblichen
Immobilienmärkten sind vor dem Hintergrund der konjunk-
turellen Schwäche im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt
etwas verhaltener. Davon betroffen wird auch der Büroimmo-
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Münchener Hypothekenbank
Geschäftsbericht 2022
1 Vorwort 3 Jahresabschluss 4 Anhang 5 Weitere Informationen
2 Lagebericht
RISIKO-, PROGNOSE- UND
CHANCENBERICHT